Simulation der UN-Generalversammlung (UNIGA)

Auch in diesem Jahr waren es dramatische Entwicklungen am Ende der 6. UNIGA-Simulation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena: Mit dieses Mal 20 Stimmen dafür, sieben Stimmen dagegen und fünf Enthaltungen wurde der erste Resolutionsentwurf zur Reform des UN-Sicherheitsrates abgelehnt. Nur zwei Stimmen fehlten zur Zweidrittelmehrheit, die für eine Reform der UN-Charta notwendig ist. Die G4-Staaten (Brasilien, Deutschland, Indien und Japan) brachten diesen Entwurf zusammen mit der Afrikanischen Union (AU) ein. Einige Staaten, wie der Iran, Saudi-Arabien und Jordanien ließen sich bis zuletzt alle Optionen offen und die Nein-Stimme der Russischen Föderation überraschte die Reformbefürworter. Noch kurz vor Ende der Simulation versuchten einige Delegierte unentschlossene Staaten intensiv von ihren Ideen zu überzeugen – vergebens. Doch wie war es dazu gekommen?

Etwa 100 Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena schlüpften in die Rolle von Diplomaten, die insgesamt 32 UN-Mitgliedstaaten vertraten. Von Freitag, 13. bis Samstag 14. simulierten sie die Generalversammlung der Vereinten Nationen und beschäftigten sich mit der Reform des UN-Sicherheitsrates. Bevor jedoch die Verhandlungen beginnen konnten, besuchten alle Teilnehmer zur Vorbereitung im Mai und Juni Tutorien, die den Studierenden halfen, sich als echte Diplomaten zu verhalten sowie innovative Lösungsansätze für die Reform des wichtigsten UN-Gremiums, den Sicherheitsrat, zu suchen. Es war der Versuch, jenes in New York ansässiges Gremium zu reformieren, das in der Realität nach jahrzehntelangen Debatten bislang nicht möglich war. Das ernüchternde Ergebnis der Simulation war der Beweis für die Ernsthaftigkeit und Authentizität, die alle Delegierten an den Tag legten. Im Verlauf der intensiven und emotionalen Debatten bildeten sich drei Hauptparteien: Auf der einen Seite die G4-Staaten Brasilien, Deutschland, Indien sowie Japan zusammen mit Staaten der äußerst geschlossene Afrikanischen Union (acht Staaten inklusive Marokko) sowie auf der anderen Seite die Gruppe der „Uniting for Consensus“, u.a. mit Argentinien, Südkorea, Pakistan und Italien als wichtige Wortführer. Die dritte Partei, die sogenannten P5-Staaten, bestand aus den einflussreichen Staaten Frankreich, Russland, der VR China, den Vereinigten Staaten von Amerika sowie dem Vereinigten Königreich. Diese teilten sich jedoch später und schlossen sich mehr oder weniger verbindlich entweder dem G4-Entwurf (Frankreich, Russland, Vereinigtes Königreich) oder dem „Uniting for Consensus“ (VR China und die Vereinigten Staaten von Amerika) an. Leider kam am Ende weder für den einen, noch für den anderen Entwurf eine notwendige Zweidrittelmehrheit zustande. Die Simulation war damit sehr realitätsnah. Interessant war in diesem Jahr der große Anteil an Enthaltungen. Viele Staaten waren offenbar unentschlossen, oder wollten sich für keines der beiden konkurrierenden Lager entscheiden müssen.

Bereits zum sechsten Mal veranstaltete die Professur für Internationale Organisationen und Globalisierung unter Leitung von Prof. Dr. Manuel Fröhlich und den Tutoren Steve Biedermann, Janine Dersin, Julia Kühn und Marle Schuhmann sowie dem Koordinator Patrick Rosenow im Rahmen der Vorlesung über die Vereinten Nationen eine solche Simulation. Die Studierenden lernten mit diesem Veranstaltungsformat grundlegende Verhandlungstechniken, die Arbeitsweise innerhalb der Vereinten Nationen und die internationalen Diplomatie mitsamt ihren Herausforderungen kennen. Dadurch wird ihr Verständnis für internationale Beziehungen und Zusammenhänge weit über die Möglichkeiten einer herkömmlichen Lehrveranstaltung hinaus gefördert.

Patrick Rosenow